Autor/in: Anonym

Hilfe bei der Ausscheidung / Physiologie Stuhl Urin

Bei der Ausscheidung geht es grundsätzlich um die Beseitigung unverwertbarer oder schädlicher Stoffe aus dem Körper.
Jeder Mensch lernt zwischen dem 2. Und 6. Lebensjahr seine Ausscheidung zu kontrollieren, hygienisch damit umzugehen und wohlerzogen darüber zu schweigen …
Dieses Schweigen hält auch an, wenn der Mensch im Laufe seines Lebens Hilfe bei der Ausscheidung benötigt durch z. B. Alter, Behinderung, Krankheit etc. Das führt häufig zu Störungen des Ausscheidung-Prozesses oder zu Problemen.
Zur gesunden Ausscheidung gehören:

  • Ausscheidung in ausreichender Menge von Stuhl und Urin durch Defäkation (Stuhlentleerung) respektive Miktion (Blasenentleerung)
  • Normale Eigenschaften der Ausscheidung wie Menge, Farbe, Geruch, Beimengungen, pH-Wert
  • Kontrolle über die Ausscheidung (Kontinenz)
  • Zur Krankenbeobachtung gehört darüber hinaus auch, ob:
  • Schmerzen bei Miktion oder Defäkation auftreten
  • Die Beschaffenheit von Urin und Stuhl auf Krankheiten hinweist
  • Die Blase vollständig entleert wird


Physiologie der Blasenentleerung

Zusammensetzung des Urins

Der normale Urin besteht zu 95 % aus Wasser.
Weitere Bestandteile sind:

  • Harnstoff
  • Harnsäure
  • Kreatinin
  • organische und anorganische Salze (z. B. Kalksalze, Kochsalz, Phosphate)
  • Organische Säuren (z. B. Zitronen-, Oxalsäure)
  • Farbstoffe (Urobillinogen, Urochrome = natürliche gelbe Harnfarbstoffe)
  • Hormone
  • Wasserlösliche Vitamine

Normalwerte des Urins beim Erwachsenen

  • Menge pro Tag: 1,5-2 Liter
  • Menge pro Miktion: 200–400 ml
  • pH-Wert: ca. 5–6
  • Farbe: hell bis dunkelgelb
  • Geruch: unauffällig
  • Keine Beimengungen

Lebensalter

Menge pro Entleerung

Häufigkeit

Neugeborenes

5-10 ml

8-10 mal am Tag

Säugling

15-30 ml

12-18 mal am Tag

Schulkind

150 ml

6-8 mal am Tag

Erwachsener

200-400 ml

4-6 mal am Tag

Miktion Häufigkeit und Menge in unterschiedlichen Lebensalter.

Steuerung der Blasenentleerung

Verschiedene Voraussetzungen muss der Mensch erfüllen, um seine Blasenentleerung zu steuern, also Urin-Kontinent zu sein. Die Voraussetzungen sind:

  • Intakter Blasenschließmuskel
  • Funktionsfähiger Harnblasenmuskel
  • Durchgängige Harnröhre
  • Weiterleitung der Nervenimpulse von der Blase zum Gehirn und zurück.

Störungen der Miktion und Urinproduktion

Störungen der Miktion oder der Urinproduktion können vielfältig sein. Ursachen sind zum einen die veränderten Urinproduktionen der Nieren, zum anderen eine gestörte Blasenentleerung. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten zusammengefasst:

Störungen der Urinproduktion*

 

Polyurie

> 3000 ml / 24 Std.

Oligurie

100-500 ml /24 Std.

Anurie

< 100 ml/ 24 Std.

Miktion-Störungen

 

Restharnbildung

Blase kann nicht vollständig entleert werden

Harnverhalt

Unfähigkeit, die gefüllte Blase zu entleeren

Pollakisurie

Häufiges Wasserlassen kleiner Mengen

Enuresis nocturna

Nächtliches Einnässen

Algurie

Schmerzhaftes Wasserlassen

Dysurie

Schmerzhaftes oder erschwertes Wasserlassen

Störungen des Miktion Zeitpunktes

 

Nykturie

Vermehrtes nächtliches Wasserlassen

Pathologische Veränderungen des Urins

 

Hämaturie

Pathologische Ausscheidung von roten Blutkörperchen

Leukozyturie

Pathologische Ausscheidung von weißen Blutkörperchen

Pyurie

Eiterharn

Bakteriurie

Vorhandensein von Bakterien

Proteinurie

Pathologische Ausscheidung von Eiweiß

* Die angegebenen Werte gelten für Erwachsene. Bei Kindern sind die Werte altersabhängig.

Es gibt einerseits physiologische Gründe, aber auch pathologische Gründe für die Farbabweichung im Urin. In der folgenden Tabelle sind diese zusammen gefasst:

Abweichungen der Urinfarbe ohne Krankheitswert

 

Ursache

Urinfarbe

Rote Bete, Bärentraubenblättertee, Sulfonamide

Rotbraun, Braun, Grün bis Schwarz

Senna, Rhabarber

Zitronengelb

Vitamintabletten

Orangen gelb

Pathologische Abweichungen der Urinfarbe

 


Ursache


Urinfarbe

Makrohämaturie (Blut im Urin)
Mikrohämaturie (geringe Menge Blut im Urin)

Rötlich bis fleischfarben trüb

Hämoglobinurie (roter Blutfarbstoff im Urin)

Rötlich bis Schwarz ohne Trübung

Billirubinurie (Beimengung von Bilirubin)

Bierbraun bis Grünlich Schwarz mit gelben Schüttel Schaum

Pyurie (Beimengung von Granulozyten)

Schlierig, flockige Trübung

Physiologie des Stuhls

Zusammensetzung des Stuhls

Stuhl ist das Endprodukt der Verdauung. Stuhl besteht zu 75 % aus Wasser. Weitere Bestandteile sind:

  • Unverdaute teilweise zersetzte Nahrungsmittelbestandteile
  • Abgestoßene Epithelien der Darmschleimhaut
  • Schleim
  • Bakterien
  • Gallenfarbstoffe

Normalwerte des Stuhls

Die Normalwerte des Stuhls bei einem Erwachsenen ist schwer zu beurteilen, da diese stark von der Nahrungsmenge abhängig ist. Beim Erwachsenen gelten aber folgende Anhaltspunkte:

  • Menge: 100–500 g täglich
  • Häufigkeit: 3–4-mal wöchentlich bis 1–2 täglich
  • Konsistenz. Weiche bis feste, homogene Masse.
  • Farbe: Hell bis dunkelbraun
  • Geruch: Nicht übermäßig übel riechend.

Stuhlmenge

Geringe Stuhlmengen können z. B. beim Fasten physiologische Ursachen haben. Bei einer normalen ausgewogenen Ernährung jedoch weisen sie auf eine Obstipation hin.
Große Stuhlmengen, die nicht ernährungsbedingte Ursachen haben, weisen auf folgende pathologische Ursachen hin:

  • Maldigestion z. B. bei Chronischer Pankreatitis
    – Malabsorption, z. B. als Folge von Darmsektionen oder chronischen Darmentzündungen

Stuhlgangfrequenz

Der Rhythmus ist abhängig von der Ernährung. Man unterscheidet zwischen:

  • Diarrhö (häufige Entleerung des Darms)
    – Obstipation (Verstopfung)

Stuhlkonsistenz

Normalerweise ist der Stuhl breiig, fest und homogen. In der folgenden Tabelle sind einige pathologische Veränderungen beschrieben:

Konsistenz

Mögliche pathologische Ursache

Dünnflüssig-schleimig

Diarrhö

Dünnflüssig-schaumig

Gärungs-dyspepsie

Fest, Hart

Obstipation

Extrem eingedickt, Hart

Kot Stein

Erbsenbrei ähnlich

Typhus abdominalis

Reis Wasser ähnlich

Cholera

Himbeergelee artig

Amöbenruhr

Blutig-schleimig, eitrig

Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn

Voluminös, salben artig-glänzend

Fettstuhl

Bleistiftförmig

Stenosen im Bereich des Enddarms

Schafkot ähnlich

Bei Stenosen im oberen Darmbereich

Stuhlfarbe

Die Stuhlfarbe ist normalerweise abhängig von der aufgenommenen Nahrung, es gibt aber auch pathologische Gründe, oder Farbveränderungen durch Arzneimittel:

Abweichungen der Stuhlfarbe durch Nahrungsmittel

 


Farbe


Mögliche Ursache

Braunschwarz

Viel Fleisch, Blaubeeren, Rotwein

Grünbraun

Chlorophyllhaltige Kost

Rotbraun

Rote Bete

Gelbbraun

Viele Milchprodukte, Eier

Abweichungen der Stuhlfarbe durch Arzneimittel

 


Farbe


Mögliche Ursache

Schwarz

Kohle, Eisenpräparate

Weiß

Röntgenkontrastmittel

Krankheitstypische Farbveränderungen

 


Farbe


Mögliche Ursache

Grau-lehmfarben

Gallensteine, Pankreastumore, Hepatitis

Hellbraun-gelb

Durchfall

Rotbraun marmoriert

Blutungen im unteren Darmbereich

Rotbraun bis dunkelrot

Blutungen im oberen Darmbereich

Hellrote Blutlauflagerungen

Blutung aus Hämorrhoiden

Schwarz

Blutungen im oberen Darmbereich

Grünlich-flüssig

Salmonellose

Stuhlgeruch

Normalerweise riecht der Stuhl nicht übermäßig streng. Blähende Speisen oder fleischhaltige Kost kann diesen Geruch aber verändern. Weitere typische Veränderungen sind:

Geruch

Mögliche Ursache

Jauchig, faulig

Fäulnisdysplasie

Faulig stinkend

Rektumkarzinom

Säuerlich stechend

Gärungsdyspepsie

Aromatisch

Beim gestillten Kind

Süßlich faulig

Bei Säuglingen mit Kunstmilch Ernährung

Beimengungen

Der Stuhl kann neben seiner physiologischen Zusammensetzung auch pathologische Beimengungen enthalten:

  • Schleim bei Reiz, Kolon oder Tumoren
  • Blut-, Schleim-, Eiterlauflagerungen bei Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn
  • Unverdaute Nahrung bei Verdauungsstörungen

Ausscheidungsgefäße

Urinflasche

Urinflaschen werden nur bei Männern eingesetzt. Folgende Faktoren sollte die Pflegekraft im Umgang mit der Urinflasche beachten:

  • Für die Urinflasche eine Halterung mit Deckel am Bett befestigen.
  • Urinflasche nicht dauerhaft anlegen, da durch die feuchte Wärme Infektionen schneller entstehen, aber auch sich eine Inkontinenz anbahnen kann durch das Gefühl ständig Wasser lassen zu können.
  • Urinflasche nach den benutzen lehren.
  • Beim Lehren immer Einmalhandschuhe tragen.
  • Die Urinflasche beim Patienten in einer aufrechten Sitzposition anlegen.
  • Urinflasche nach dem Entleeren in die automatische Spülung geben. Programm starten. Frische Urinflasche wieder zum Patientenbett.
  • Direkten Kontakt mit Urin vermeiden. Wenn doch Kontakt bestand, hygienische Händedesinfektion durchführen.

Steckbecken

Ein Steckbecken wird bei der Stuhl und Urinausscheidung von bettlägerigen Patienten gewählt. Eine Studie hat folgende Faktoren herausgefunden, die es Patienten unangenehmer macht das Steckbecken zu benutzen:

  • Eigenschaften des Steckbeckens wie hart, kalt, einschneidend
  • Beeinträchtigung der Privatsphäre
  • Abhängigkeit von anderen Personen
  • Schmerzen
  • mangelnde Hygiene
    Kennt man diese Faktoren, so kann man darauf reagieren und entsprechend in der Handlung darauf eingehen.

Verwendung des Steckbeckens:

  • Das kalte Steckbecken, wenn möglich, vorher anwärmen z. B. mit warmem Wasser.
  • Patienten, wenn möglich, und Besucher herausschicken (Schamgefühl).
  • Patient nur so viel wie nötig entkleiden
  • Aufforderungen über zweckmäßige Bewegungen des Patienten erfolgen schrittweise.
  • Der Patient stellt die Beine an und hebt das Gesäß hoch.
  • Der Patient hält, wenn möglich, den Aufrichter fest und zieht sich hoch.
  • Kopfteil ist so gut es geht in einem Winkel von 45°.
  • Das Steckbecken wird von der gesunden Seite untergeschoben. Besonders wichtig bei Oberschenkelhalsfrakturen oder künstlichen Hüftgelenken. Ausnahmen bilden Schlaganfallpatienten. Dort wird es bei der betroffenen Seite untergeschoben, um den Patienten diese wieder bewusst zu machen.
  • Evtl. stützt die Pflegekraft den Patienten, wenn er sich nicht allein halten kann, im Lendenwirbelbereich.
  • Richtige Platzierung des Beckens prüfen.
  • Patient nach Bequemlichkeit fragen und evtl. korrigieren.
  • Zellstoff, Toilettenpapier bereitlegen damit der Patient es erreicht.
  • Klingel in erreichbarer Nähe postieren.
  • Wenn möglich, das Zimmer verlassen.

Alternative für Patienten, die sich nicht selbst bewegen können:

  • Patient zur Seite drehen.
  • Steckbecken mit einer Hand halten.
  • Patient mit der anderen Hand auf das Steckbecken drehen.
  • Am besten zu zweit arbeiten.

Entfernen des Steckbeckens

  • Wenn möglich, durch die Pflegekraft, die das Becken gebracht hat.
  • Einmalhandschuhe zum Eigenschutz tragen.
  • Bei Männern Urinflasche abnehmen
  • Patient auf die Seite drehen (lassen) dabei das Steckbecken waagerecht halten.
  • Steckbecken entfernen.
  • Mit Zellstoff reinigen (lassen)
  • Bei starker Verschmutzung Waschlappen, Wasser, Seife benutzen
  • Patienten feuchtes Tuch oder Waschlappen zum Reinigen der Hände anbieten
  • Steckbecken im Spülautomat reinigen.

Toilettenstuhl

Der Toilettenstuhl ist für Patienten geeignet, die zwar noch stehen können, aber nicht mehr laufen können. Der Toilettenstuhl ist dem Steckbecken vorzuziehen. Auch wenn dieses mehr Zeit in Anspruch nimmt. Durch die Benutzung des Toilettenstuhls mobilisiert man den Patienten auch gleichzeitig.

Benutzung des Toilettenstuhls:

  • Vor dem Transfer auf den Stuhl Bremsen fest machen.
  • Sitzplatte entfernen und Steckbecken oder Eimer einlegen.
  • Patient auf den Stuhl helfen.
  • Toilettenstuhl ins WC fahren (Intimsphäre).
  • Klingel in erreichbarer Nähe.
  • Zellstoff bereitlegen.
  • Wenn möglich, Raum verlassen (Sicherheit des Patienten)

Rückführung zum Bett:

  • Patient nach Hilfe beim Säubern fragen.
  • Patient zum Waschbecken fahren zur Möglichkeit der Handwäsche.
  • Vor dem Transfer in das Bett Bremsen feststellen.
  • Patient in das Bett helfen.
  • Stuhl mit Inhalt in den unreinen Arbeitsraum fahren.
  • Einmalhandschuhe anziehen.
  • Eimer oder Becken in der Automatik Spüle reinigen.
  • Stuhl Wisch desinfizieren.
Weitere Quellen zur Hilfe bei der Ausscheidung
Hilfe bei der Ausscheidung

Beobachtung der Ausscheidungen
Planungsleitlinien und Handlungsrichtlinien für das Verhaltensmuster „Ausscheidung“

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