Autor/in: Fibula

Basale Stimulation mit bettlägerigen Heimbewohnerin

1. Vorbereitungen

1.1 Benötigtes Material

  • Räucherkerze
  • Zucker + Zimt
  • Waschlappen
  • Watte
  • Körperlotion
  • Parfüm
  • Kompresse
  • Banane
  • Musikkassette (Klassik)

1.2 Raum/Raumgestaltung

Die Aktivierung findet im Bewohnerzimmer statt, denn die Heimbewohnerin ist bettlägerig.
Der Raum sollte gut geheizt sein, denn die Heimbewohnerin wird zur Aktivierung aufgedeckt. Auch sollte er gut beleuchtet sein.


2. Biografie

Leider kann ich nur eine sehr grobe Biografie vorweisen, denn die Bewohnerin ist nicht in der Lage, mir Informationen zu geben. Sämtliche Informationen stammen von ihrem Ehemann, der mir auf die Bitte nach einer Biografie versprach selbst eine zu schreiben (ich sagte ihm welche Informationen ich benötige), alles, was ich dann bekommen habe, war ein Zettel mit folgendem kurzen tabellarischen Lebenslauf:

Name: Anna Elisabeth B. geborene R.
Geburtsdatum: 03.02.1926
Religion: katholisch
Familienstand: verheiratet seit 1947
Kinder: 2 Kinder (Junge und Mädchen)
Geschwister: 6 Geschwister Frau B. war die Älteste und hat ihre Geschwister fast selbst erzogen
Beruf: Hausfrau
Morbus Alzheimer: seit 1985

Ist-Zustand

Diagnosen:

  • Morbus Alzheimer
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Lat. Arterielle Hypertonie.
  • Chronische Herzinsuffizienz
  • Coxarthrose rechts + links
  • Zustand nach TEP links

Frau B. ist seit Jahren bettlägerig. Sie ist voll hilfsbedürftig. Sie muss gewaschen werden, das Essen muss angereicht werden. Sie ist inkontinent, besonders beim Drehen auf die Seite verliert sie viel Harn. Frau B. ist örtlich, zeitlich, persönlich und situativ desorientiert. Sie kann nicht mehr sprechen, sie gibt nur Laute von sich, die der Babysprache ähneln. Sie hat Kontrakturen in den oberen Extremitäten, manchmal stranguliert sie sich beinahe selbst mit ihren Armen. Der restliche Körper ist steif. Frau B. hat starke Schluckbeschwerden, sie ist außerdem stark verschleimt und muss bei Bedarf abgesaugt werden. Es ist schwierig ihr zu Essen oder zu trinken anzureichen, da sie gleich zyanotisch wird. Ihr Mann und Betreuer lehnt aber eine PEG-Sonde strikt ab. Um eine Exsikkose zu vermeiden, bekommt sie täglich 1.000 ml Ringerlösung subkutan.

Frau B. erhält regelmäßigen Besuch von ihrem Mann (jeweils dienstags, donnerstags sowie samstags und an Sonntagen kommt er immer in Begleitung seiner neuen Lebensgefährtin). Bis in jüngster Vergangenheit wurde Frau B. dann auch immer in den Rollstuhl gesetzt, wenn ihr Mann kam. Und sie fuhren im Haus spazieren, aber der gesundheitliche Zustand von Frau B. hat sich in den letzten Wochen derart verschlechtert, dass es besser ist, sie im Bett zu lassen.

Begründung des Aktivierungsangebots Basale Stimulation

Frau B. kann aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr aktiv an ihrer Umwelt teilhaben. Da sie bettlägerig ist und desorientiert, bekommt sie nur noch wenige Reize und Stimulationen von außen und kann diese auch nur erschwert wahrnehmen. Basale Stimulation ist meines Erachtens der einzige Weg, mit der Heimbewohnerin in Kontakt zu treten, denn die verbale Kommunikation ist nicht möglich (nur einseitig, da die Heimbewohnerin nicht spricht).

Darstellung Basale Stimulation der Hände

3. Erläuterung der Basalen Stimulation.

Als Einleitung wird ein weihnachtliches Musikstück gehört und eine Räucherkerze angezündet. Dann erfährt die Heimbewohnerin beruhigende. Streichungen am Körper mit unterschiedlichen Materialien (Waschhandschuh, Watte, Körperlotion) anschließend wird der Geschmackssinn durch weihnachtliche Gewürze (Zucker + Zimt) angeregt. Abschließend wird etwas Wandschmuck angebracht.

4. Ziele des Angebots.

4.1 Motorisch – sensomotorischer Bereich

Geruchs- und Geschmackssinn anregen (Räucherkerze, Gewürze)
Tastsinn wird angeregt, durch Streichungen mit verschiedenen Materialien
Training des Hörens (durch Musik)

4.2 Kognitiv – kreativer Bereich

4.3 Kommunikativ – sozialer Bereich

Resozialisierung
Vermeidung von Isolation
Schaffung, Förderung und Vertiefung sozialer Kontakte

4.4 Gefühlsmäßiger – emotionaler Bereich

Wiederbelebung positiver Gedanken und Gefühle
Durch die basalen Erlebnis-Angebote an angenehme Gedanken und Gefühle heranführen – Verbesserung der Lebensqualität

Schwerpunkt Basale Stimulation:
Der Schwerpunkt dieser Aktivierung liegt darin, dass die Heimbewohnerin mit der Außenwelt in Kontakt tritt, dass sie angenehme Erfahrungen und Empfindungen dabei hat, dass sie sich wohlfühlt.

5. Geplanter Verlauf der Übung Basale Stimulation.

5.1 Einleitung

Ca. 5 min

  • Begrüßung der Heimbewohnerin / Vorstellen der Lehrkraft verbal und nonverbal durch Berührung an der Schulter
  • Anzünden einer Räucherkerze
  • Ein weihnachtliches Musikstück hören

5.2 Hauptteil Basale Stimulation

Ca. 10 min

Der Heimbewohnerin erklären was passiert
Heimbewohnerin aufdecken
Beruhigende Streichungen (in Haarwuchsrichtung) durchführen, erst mit dem Waschhandschuh, dann mit Watte, dann mit Körperlotion (die Reihenfolge der Streichungen. Sowie die Körperstellen werde ich hier nicht genau angeben können, da ich vor Ort versuche zu entscheiden wie und wo ich Streiche – kommt auf die Verfassung der Heimbewohnerin an)

Heimbewohnerin Gewürze schmecken lassen (Gewürze in eine feuchte Kompresse hüllen, da ich die Gewürze der Heimbewohnerin nicht einfach in den Mund tun kann. [zu staubig, außerdem Schluckbeschwerden], so kann sie durch die Kompresse den Geschmack lutschen / sollte es mit den Gewürzen nicht klappen, so werde ich es mit einem Stück Banane versuchen, ebenfalls in eine Kompresse gewickelt)

5.3 Schluss Basale Stimulation

Ca. 5 min

  • Etwas von dem persönlichen Parfüm der Heimbewohnerin auf das Kopfkissen oder ein Taschentuch sprühen
  • Adventsschmuck an der Wand anbringen
  • Musikstück zum Ausklang hören
  • Verabschiedung verbal und nonverbal durch Berührung an der Schulter

6. Reflexion der Basalen Stimulation

Die Aktivierung ist nach ganz Plan verlaufen. Es konnte alles so durchgeführt werden, wie ich es mir vorstellte. Die Ziele wurden vermutlich erreicht. Man muss vermutlich sagen, denn man kann es aufgrund der Alzheimerschen Erkrankung nicht wissentlich behaupten, was nun wirklich in der Heimbewohnerin vorging. Auf jeden Fall aber, reagierte sie auf mein Angebot, denn sie erschien letztlich wacher und aufmerksamer als zuvor und blickte rege um sich. Inwieweit sie die Gerüche von Räucherkerzen und Parfüm wahrgenommen hat, lässt sich nur erahnen. Die Weihnachtsmusik schien ihr aber zu gefallen, ich hatte jedenfalls das Gefühl, als ob sie das wahrnehmen würde. Vielleicht kam ihr die Musik bekannt vor, es handelte sich schließlich um allgemein Biografie bezogene Weihnachtsmusik.

Die Streichungen hat sie sicherlich wahrgenommen, denn die Hautsensibilität ist eines der Sinne, die bis zuletzt vorhanden sind. Außerdem wirkte sie bei den Streichungen weniger verkrampft, öffnete auch mal die Arme. Die orale Stimulation durch Zimt+Zucker sowie Banane verlief gut, ich würde aber sagen, dass die Banane wohl angenehmer empfunden wurde, denn sie lutschte recht rege daran. Ich denke auch, dass der optische Reiz gelungen ist, was mein Weihnachtswandschmuck betrifft, denn sie beobachtete anschließend die Wand, sicherlich hat sie die Veränderung bemerkt, denn vorher war die Wand ja ganz kahl. Die Ziele im motorisch – sensomotorischen Bereich betrachte ich deshalb als erreicht. Inwieweit lässt sich wie zuvor erwähnt nur erahnen. Ich denke nicht, dass ich im kognitiv – kreativen Bereich Ziele erfüllt habe. Ich hatte mir, hinsichtlich der Demenz, in diesem Bereich auch keine Ziele gesteckt.

Im kommunikativ – sozialen Bereich wurde die Vermeidung von Isolation in Angriff genommen, dieses Ziel ist allerdings ein Ziel, welches nur erreicht werden kann, wenn man dieses Angebot regelmäßig fortführt. Dies würde auch die Schaffung, Förderung und Vertiefung sozialer Kontakte (zumindest zum Personal) erfolgreich sein lassen. Natürlich auf einem anderen Niveau, als wir normale Kontakte gewohnt sind. Es ist eben ein eher mentaler Dialog.

Die Ziele im gefühlsmäßig – emotionalen Bereich betrachte ich als erreicht, denn Frau B. hat mein Angebot sicherlich als angenehm empfunden (wäre dies nicht der Fall, so hätte sie sich mehr verschlossen/verkrampft). Die weihnachtliche Atmosphäre, die ich zu schaffen versuchte, führte die Heimbewohnerin sicher an positive Gedanken und Gefühle heran und war in diesem Moment ein Stück Lebensqualität. Wie zuvor erwähnt, um die Lebensqualität zu erhalten, muss dieses Angebot regelmäßig fortgeführt werden.

Link Tipps Basale Stimulation:

Basale Stimulation 5 Beruhigende Waschung Video
Basale Stimulation e.V.
Basale Stimulation

Diesen Beitrag teilen auf...

Twitter Facebook